Kindertagesstättenneubau der Ev.–Luth. Christuskirchgemeinde Leipzig – Eutritzsch
Kindertagesstättenneubau der Ev.–Luth. Christuskirchgemeinde Leipzig – Eutritzsch
Wettbewerb 12/2010 – 1. Platz
- Bauherr
- Ev.-Luth. Christuskirchgemeinde Leipzig-Eutritzsch
- Kinderanzahl
- 90
- KG 200-700
- 1,56 Mio. €
- KG 300/400
- 0,95 Mio. €
- BGF
- 800 m²
- BRI
- 3.300 m²
- Leistung
- LP 01-08
- Fertigstellung
- 08/2012
Städtebau
Der Entwurf verfolgt das Ziel, im Spannungsfeld zwischen fünfgeschossiger Wohnbebauung im Westen und Kleingartensiedlung im Osten einen starken Ort zu schaffen. Mit seinen Innen- und Außenräumen bietet er die für einen Kindergarten gebotene Geborgenheit und räumliche Qualitäten und vermittelt innerhalb des städtebaulichen Umfeldes.
Ein auch im Sinne der Wirtschaftlichkeit kompakter Baukörper mit klaren und präzisen Konturen bildet mit seinen Neben- und Außenanlagen gefaßte und differenzierte Außenräume. Der öffentliche Gebäudeteil an der Mosenthinstraße ist Auftakt einer Unterteilung in einzelne, ablesbare Nutzungsbereiche. Gegenüber der fünfgeschossigen Nachbarbebauung bildet die Kita eine markante Silhouette und starke Einheit aus differenzierten Gruppenbereichen.
Grünraum
Der Kindergarten ist in Grünflächen gebettet. Die gebäudenahen Freiflächen legen sich als individuell gestaltbare und intensiv bespielte Plätze um das Gebäude. Freistehende Nebenanlagen und Hecken markieren den Übergang zwischen der Geborgenheit dieser Plätze und äußeren, weiträumig gestalteten Grünflächen. Die Gartenhöfe beidseitig des Gebäudes münden im Norden in eine großzügige Gemeinschaftsfläche, dem grünen Klassenzimmer. Die äußeren Grünflächen ermöglichen die Erweiterung der Kindergartenfreiflächen z. B. mit einem Bibelgarten und Kinder-Pilgerpfad mit wichtigen Stationen aus dem alten und neuen Testament , Nutzgärten oder einfach Natur- und Wildgärten zur Schöpfungswahrnehmung, die den Kindergarten schützend umgeben und pädagogisch bereichern.
Gebäudeentwurf
Der Gebäudeentwurf leistet eine optimierte Zuordnung der Räume mit kurzen Wegen. Grundgedanke ist, unterschiedlichste Qualitäten unter einem Dach zu vereinen: Großzügigkeit und Wirtschaftlichkeit, Weite und Geborgenheit, klare Raumfolgen und differenzierte Teilbereiche, Gemeinschafts- und Rückzugsräume. Der Grundriss gliedert sich in einen öffentlichen Gebäudeteil an der Mosenthinstraße und daran anschließend die ostwestorientierten Gruppenbereiche der Kita. Unmittelbar am Foyer liegen der Therapie- und Mehrzweckraum mit Gerätelager sowie das Werkstattatelier, Gäste-WC, Leiterbüro mit Elternsprechzimmer, die Küche und der Kinderwagenraum. Dem Atelier und Mehrzweckraum ist eine gemeinsame Festterrasse zugeordnet, zu der auch das Foyer direkten Zugang hat. Dieser öffentliche Gebäudeteil ist unabhängig von den Gruppenbereichen und deren Tagesabläufen nutzbar. Lichte Fluraufweitungen bilden die Vorhöfe je einer Kindergartengruppe und einer Krippe. Sie verkörpern als Farbräume die drei göttlichen Tugenden mit ihren jeweiligen Farben: Glaube (Weiß bzw. Blau), Hoffnung (Grün) und Liebe (Rot).
Diese Bausteine des christlichen Lebens finden sich auch in der Fassadengestaltung mit farbigen Fenstergläsern wieder und werden somit gestaltprägender Bestandteil dieser christlich ausgerichteten Kindertagesstätte. Farbe wird als Gestaltungsmittel raumbildend und sinnstiftend verwendet.
Die Kindergartengruppen orientieren sich nach Westen, zum „urbaneren“ Umfeld, während sich die Krippenbereiche der beschaulichen und ruhigen Ostseite der Kleingartensiedlung zuwenden. Über die gemeinsamen „Flurhöfe“ wird der altersübergreifende Austausch zwischen den benachbarten Krippen- und Kindergartengruppen gefördert, die sich wie Geschwister auch über Fenster in den Flurwänden nicht aus den Augen verlieren.
Ebenfalls dem Mittelgang und den Gruppenbereichen zugeordnet liegen
- zu Beginn des Gruppenbereichs der Personalraum mit Umkleiden,
- das Materiallager mit Verbindung zum Werkstattatelier,
- ein zentraler Wickelraum für Integrationskinder des Kindergartens,
- sowie weitere Nebenräume wie gruppennahe Personaltoiletten, Putzmittellager und Waschküche.
Im Norden mündet der Mittelgang in eine lichte Gemeinschaftsterrasse, das grüne Klassenzimmer, und eine sich nach Norden erstreckende Spielwiese für Kindergarten- und Krippenkinder. Beide Krippengruppen verfügen über einen eigenen zurückgelegenen Schlafraum. Der gemeinsame Sanitärraum ist Bindeglied zwischen beiden Krippenräumen. Als Aufenthalts- und Aktionsraum z.B. für Wasserspiele erhält er besonderen Stellenwert für den Tagesablauf. Den Gruppenräumen des Kindergartens ist je ein eigener Sanitärraum zugeordnet, der zum Einen die Verbindung zwischen den Nachbargruppen zulässt und zum Anderen einen direkten Zugang zum Garten sowie natürliche Belichtung und Belüftung bietet. In den Kindergarten- Gruppenräumen ermöglichen unterschiedliche Raumhöhen den Kindern ein differenziertes Raumerlebnis. Ein flacher Raumteil vermittelt Geborgenheit und kindlichen Maßstab, ein hoher Raumteil als Aktionsraum bietet vielseitige Möglichkeiten für erhöhte Spielebenen und erhabene Rückzugsbereiche. Er bedient den Kletter- und Höhendrang von Kindern im Kindergartenalter. Die Gliederung in hohe und niedrige Räume setzt sich durch das Gebäude fort. Sie fördert die kindliche Wahrnehmung und räumliche Orientierung und bereichert zugleich das Spektrum an Bewegungs- und Erfahrungsräumen. Mit dem gezielten Angebot großzügiger Raumhöhen in speziellen Bereichen konnten andere Räume bewusst niedrig gehalten und auch im Sinne der Wirtschaftlichkeit optimiert werden.
Fassade
Entsprechend dem Wunsch nach einer Fassade aus natürlichen Materialen und inmitten des gärtnerisch geprägten Umfeldes wurde eine Leistenfassade aus naturbelassenem Lärchenholz ausgebildet. Als offene und flächig belüftete Leistenfassade ist sie wartungsfrei und strahlt Wärme, Natürlichkeit und Würde aus. Das Wechselspiel waagerecht und senkrecht verkleideter Fassadenflächen unterstützt die Gliederung der jeweiligen Nutzungseinheiten und deren Lesbarkeit. In den Gebäuderücksprüngen liegen die überdachten Gartenzugänge der Gruppenräume.
Zusammenfassung
Die klare und kompakte Gebäudestruktur ist Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit der Bau- und Unterhaltungskosten. Es entstehen auf Wesentliches konzentrierte Räume und Gebäudekonturen, die dem Haus eine besondere und greifbare Identität verleihen.
Der Entwurf möchte einen Beitrag für einen starken Ort leisten, der den Kleinkindern und Kindern sowie Eltern und Erziehern Raum für das Gestalten, das Spielen, die Bewegung und das Lernen und vor allen ein freudvolles und christliches Gemeinschaftsleben fördert.